Sunday, October 21, 2007

Gepanschte Medikamente - Der süße Tod aus China

Gepanschte Medikamente
Der süße Tod aus China

Panscherei in Medikamenten und Kosmetika kann tödlich sein: In Panama starben Hunderte an Hustensaft. Auch in Zahnpasta steckten toxische Substanzen.

Von FOCUS-Korrespondent Andreas Fink

In Südamerika und den USA sind gepanschte Zahncremes aufgetauchtDie Patienten hatten Husten – und starben qualvoll an Organversagen. Erst setzten die Nieren aus, dann das Nervensystem, schließlich war das Atmen unmöglich. Bis zu 385 Menschen, davon viele Kinder und Ältere, verloren im mittelamerikanischen Staat Panama ihr Leben, weil der von der staatlichen Krankenkasse CSS ausgegebene Hustensaft anstelle von Glycerin das Lösungsmittel Diethylenglycol enthielt. Nun, acht Monate nach der Todesserie, haben die Behörden drei hohe Funktionäre des staatlichen Gesundheitssystems zur Fahndung ausgeschrieben. Den Direktor der Krankenkasse, René Luciani, verhafteten sie, zwei ebenfalls gesuchte Mitarbeiter sind flüchtig.

Offenbar waren 260 000 Fläschchen mit dem tödlichen Elixier in den Laboratorien der panamaischen Krankenkasse gemixt worden. Doch bis heute ist nicht klar, ob die nun beschuldigten Angestellten überhaupt wussten, dass sie den Hustensaft nicht wie üblich mit Glycerin andickten, sondern mit Diethylenglycol, einem süßlichen und dickflüssigen Material, das dem Glycerin in Farbe und Konsistenz ähnlich ist. Allerdings gibt es zwei Unterschiede: Diethylenglycol ist deutlich billiger – und es ist giftig.

Mangelnde Kontrollen

Nach Recherchen der „New York Times“ war das Gift in 46 Fässern nach Panama gelangt. Es stammte von einer Firma aus Peking und gelangte über Barcelona nach Colon. Zusammengepanscht wurde es offenbar in der chinesischen Chemiezone an der Mündung des Yangtze, der genaue Hersteller ist unbekannt. Auf ihrer Reise quer um den Erdball bekam die Fracht mehrmals neue Papiere, aber Kontrollen gab es offenbar keine. Chinas Behörden gaben an, ihre Nachforschungen hätten ergeben, dass die Chemikalie beim Verlassen des Landes mit dem Zusatz: „nicht für den menschlichen Verzehr geeignet“ versehen gewesen sei.Für das kleine und vergleichsweise wohlhabende Land in Mittelamerika war die Todesserie ein nationales Trauma. Lange wussten die Behörden nicht, wo sie die Ursache der vielen Tode suchen sollte. Nun ist das Wort „Diethylenglycol“ ein Reizwort. Das erklärt auch die Aufdeckung eines weiteren Skandals in der vorletzten Woche: Ein Panamaer fand das Wort „Diethylenglycol“ auf der Verpackung einer Zahnpastatube der Marke „Mr. Cool“ und meldete das den Behörden. Die Folge war eine Rückholaktion von Zahnpasta made in China in Panama, Costa Rica, Kolumbien, der Dominikanischen Republik und Nicaragua. Insgesamt beschlagnahmten die Behörden 40 000 Tuben Zahnpasta. Auch in Australien und selbst in den USA tauchten zehn verschiedene Diethylenglycol-Zahncremes auf und wurden sichergestellt. Auch diese enthielten das billige Gift anstelle des teureren Glycerins.

Im Netz fefunden: www.focus.de

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