Tuesday, August 21, 2007

Gift in Zahnpasta aus China.

Am Mittwoch vergangener Woche musten in Spanien über 700.000 Tuben gefälschte Zahnpasta aus den Regalen der Einkaufsläden entfernt werden. Teilweise handelte es sich um in China gefälschte Markenprodukte. Rund 20 Zahnpastamarken wurden in Spanien aus dem Verkehr gezogen. Aber nicht nur in Spanien, auch in Italien, in Panama und in den USA sind gefälschte Marken aufgetaucht.
So gab Colgate-Palmolive bekannt, dass nachgemachte Zahnpaste mit dem Colgate-Markenzeichen in verschiedenen 1-Dollar Supermärkten in New York, New Jersey, Pennsylvania und Maryland gefunden worden seien. Während die panamesischen Behörden eine Ladung von Zahnpastas beschlagnahmten, kontrollieren die US-Behörden ab sofort jede Zahnpastalieferung aus China, wie ein Sprecher der US Food and Drug Administration verkündete. Viel Arbeit für die Kontrolleure, ist doch China nach Kanada der zweitgrößte Exporteur von Zahnpasta in die USA.
Grund für die Beschlagnahmung: Die Tuben enthielten nicht nur Nützliches für Zähne und Mund, sondern auch das giftige Diethylenglykol. Diethylenglykol, eine farblose und leicht süßlich schmeckende Flüssigkeit, ist normalerweise in Frostschutzmitteln oder Bremsflüssigkeiten enthalten. In Zahnpasten hat es jedenfalls nicht zu suchen. In Panama wurden die Zahnpastas unter dem Namen Excel und Mr.Cool verkauft. Ob, und wenn ja, unter welchem Namen die Zahnpastas in Deutschland verkauft werden, ist nicht bekannt. Die EU-Behörden kontrollieren offensichtlich noch keine Lieferungen aus China lückenlos. Immerhin wurden im Rahmen des Europäischen Schnellwarnsystems RAPEX alle EU-Mitgliedsstaaten auf die Fälschungen aufmerksam gemacht.
Die Europäische Kommission stellt zwar fest, dass durch die Anwendung solcher Zahnpasten keine akute Gefahr für den Verbraucher besteht und bisher keine Fälle von gesundheitlichen Beeinträchtigungen bekannt sind. Den Experten zufolge ist das Gesundheitsrisiko gering, solange die Zahnpasta nicht geschluckt wird. Laut Pressemeldungen ist bis zu 10% Diethylenglycol in den gefälschten Produkten enthalten. Dr. Herbert Desel, Leiter des Klinisch-toxikologischen Labors im Pharmakologisch-toxikologischen Servicezentrum der Universität Göttingen, geht bei dieser Konzentration von keiner ernsthaften Gefahr für die Gesundheit aus. Nach seinen Angaben müsste selbst bei einer Diethylenglycol-Konzentration von 50% ein zehn Kilogramm schweres Kind etwa 3 g von der Zahnpasta schlucken, um den kritischen Blutspiegel von 0,2 g/l zu erreichen. Bei normalem Gebrauch ist somit keine Gesundheitsgefahr zu erkennen. Ähnlich äußern sich auch die chinesischen Zahnpasta-Hersteller, die beteuern, geringe Mengen der Chemikalie seien völlig harmlos.
Vom Gegenteil dürfte ein Mann in Italien überzeugt sein, der wegen allergischer Reaktionen, die er nach dem Zähneputzen mit gefälschter Zahncreme bekommen hatte, ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Unstrittig ist auch, dass Diethylenglykol für Niere und Leber eine hochgiftige Substanz ist. So kam es bereits in der Vergangenheit in einigen Ländern immer wieder zu schwerwiegenden Erkrankungen durch Einnahme von gefälschten Arzneimitteln, die diesen Stoff enthielten (z. B. 1969 in Südafrika, 1990 in Nigeria, 1995 in Bangladesh, 1995 in Spanien, 1996 in Haiti und 1998 in Indien). Der Tod von rund hundert Menschen in Panama 2006 wurde zudem auf chinesischen Hustensirup zurückgeführt, der mit Diethylenglykol verunreinigt war. In den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde Diethylenglykol in gepanschtem Wein in Deutschland und Österreich gefunden.
Diethylenglykol ist in den betreffenden Zahnpasten chinesischer Hersteller als Verunreinigung von Glycerin enthalten. In den USA hatte die Food and Drug Administration (FDA) bereits Anfang Juni vor giftiger Zahnpasta aus China gewarnt und den Verbrauchern empfohlen, jede Tube mit der Bezeichnung Made in China wegzuwerfen (DEG in Toothpaste from China). Elf Zahnpasta-Marken wurden von der FDA namentlich benannt. Bereits am 18. Juli erklärte die Colgate-Palmolive AG in Hamburg in einer Stellungnahme, dass Colgate Zahncreme für den deutschen Markt innerhalb der Europäischen Union und in Brasilien produziert werde. Solange sowohl der Text auf der Tube als auch der Umverpackung deutsch sei und den Namen und die Adresse der Hamburger Niederlassung aufweise, könne der Verbraucher davon ausgehen, dass es sich um ein einwandfreies Originalprodukt handele.(zahnärztliche-patientenberatung, 28.07.2007, Foto: © Martina Misar – Fotolia.com)

Weitere Informationen:
Diethylenglykol
Giftige Zahnpasta aus China
Zahnpasta des Todes
DEG in Toothpaste from China (Mitteilung der FDA, englisch)
Chinesischer Gesundheitsskandal mit drastischen KonsequenzenLisinopril in Panama nicht mehr unter Verdacht
700 Tubes of Toothpaste Are Seized in Connecticut. New York Times vom 09.07.2007 (englisch)
Gefälschte Zahnpasta: Keine akute Gesundheitsgefahr!Stellungnahme Colgate-Palmolive AG: Gefälschte „Colgate“-Zahncreme

Sicherheit vor Schnelligkeit

»Sofort«-Implantationen versprechen Zähne zum Zubeißen innerhalb weniger Tage. Wer würde angesichts guter Erfolgsaussichten nicht zu dieser schnellen Lösung greifen? Bei der Sofortbelastung oder Sofortversorgung erhält der Patient das Implantat und den Zahnersatz nicht wie herkömmlich in zwei Sitzungen, sondern in einer. Experten gehen davon aus, dass dabei mehr Zahnfleisch erhalten bleibt, das für die spätere Ästhetik von Bedeutung ist. „Bei Patienten mit entsprechend guter Knochenqualität liegt die Erfolgsquote bei weit über 90 Prozent, vergleichbar mit der bei verzögerter Belastung", sagt Zahnarzt Christian Berger, Präsident des Bundesverbandes der implantologisch tätigen Zahnärzte in Europa e.V. (BDIZEDI).

ABHÄNGIG VOM KNOCHENMöglich wird die unmittelbare Belastung durch speziell geformte und beschichtete Oberflächen der Implanate sowie durch innovative Operationsmethoden. Der Zahnarzt gestaltet eine so genannte »Presspassung«, wobei die Bohrung im Kieferknochen minimal kleiner ist als das Implantat. Die künstliche Zahnwurzel wird regelrecht in den Knochen gepresst. Sie muss so stabil sitzen, dass selbst Kaubewegungen die Einheilung in Knochen und Gewebe nicht beeinflussen. „Dieser Prozess braucht seine Zeit", meint Berger. „Hier unterscheiden sich Sofortversorgung und konventionelle Methode nicht."Tatsächlich bringen nur wenige Menschen ideale Voraussetzungen für eine Sofortversorgung mit. „Diese plant man nur im hygienisch gesunden Mund mit entsprechendem Knochenangebot", erklärt Berger. Doch selbst dann hält sich der Implantologe aus Kempten in seiner eigenen Praxis immer die Option auf eine Spätversorgung offen, denn „Sicherheit geht vor Schnelligkeit." Risikofaktoren sind starkes Rauchen, manche Allgemeinerkrankungen wie schwere Diabetes mellitus oder die Einnahme bestimmter Medikamente. „Diese Risiken sprechen aber auch gegen eine herkömmliche Implantation", so Berger.
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Quelle: ZÄHNE UNSER KÖRPER: WAS ZÄHNE ÜBER IHN VERRATENEine Sonderveröffentlichung der Initiative proDente e.V. in der Süddeutschen ZeitungBilder: Initiative proDente e.V.